An einem einsamen Ort

In jenem Frühjahr starrte ich den Ozean an, bis meine Augen blau wurden. Ich könnte es so aussehen lassen, als sei das aus Hingabe geschehen, denn mein Mann war auf der anderen Seite, in Europa, in der Armee, im Krieg. Aber ich kannte ihn kaum, hatte ihn ihn schon beinahe vergessen und mich in jemand anderen verliebt. Komisch, daß nichts Lebendiges und Warmes auf der Welt blau ist, außer ein paar menschlichen Augen.

Wir waren im Zug aus Minnesota hierher gekommen, und ich hatte bis dahin noch nie einen Ozean gesehen, bloß Seen, die keine Leidenschaft hatten. Mein Mann war zur Grundausbildung nach Long Island geschickt worden, und wir wollten bei seiner Tante, die in der Nähe wohnte, unterkommen. Wir hätten ihre Strandhütte ganz für uns haben können, wenn er Ausgang hatte. Aber zwei Tage nachdem wir ankamen, meldete er sich freiwillig zur Luftwaffenschule and ließ mich allein. Eine endlos scheinende Zahl von Tagen lang saß ich bloß am Strand, im trüben Sonnenlicht, allein im Sand, während der Ozean vor Verlangen toste. Es war eine merkürdige Art, verheiratet zu sein, und wir waren noch nicht sehr lange verheiratet gewesen.

Gegen zwölf ging ich immer hinauf zum Haupthaus und aß zu Mittag. Tante Penny kauft noch immer genauso viel Gin wie ehedem für all die Partys, die niemand mehr gibt, und wenn sie den Gin trinkt, wird sie sentimental und redet vom Krieg. Sie legt mit rührseligen Geschichten los über blutjunge Soldaten, deren zarte Körper von Kugeln zerfetzt wurden, geopfert, um den American Way of Life gegen Nazis und andere undankbare Ausländer zu verteidigen. Tante Penny hat zu lange auf einen Mann gewartet, der sich scheiden lassen wollte - eine Geschichte, die darin endete, daß des Mannes Gattin zur Witwe, und Tante Penny zu einer alten Jungfer wurde. Sie hat jetzt ein Haus, und ein kleines Einkommen, und einen blauen Stern im Fenster, obwohl es eigentlich nicht ihr Sohn ist, der im Krieg ist.

Wenn sie richtig beschwipst war, setzte sie ihren Hut auf und steckte ihr Freiwilligenkorps-Abzeichen an und zog von Haus zu Haus, um die Leute zu ermahnen, ihre Konservendosen und Kupferdrahtreste für den Krieg abzugeben. Ich ging mit ihr; sonst hatte ich nichts zu tun. Ich lernte alle älteren Damen im Ort kennen, samt jeder Einzelheit über ihren Gebrauch von Konserven.

Übersetzung bei Jorn Drappa
Englische Lesart: Library of Congress Copyright TKU 636740